Argentinien – dies und das (2)

Grösse: Wir waren ja, mit Ausnahme vom Anfang in Uruguay und kurzen Abstechern nach Chile, bisher ausschliesslich in Argentinien unterwegs. Wir sind immer noch «erschlagen» von der unfassbaren Grösse dieses Landes. Wir fahren momentan auf der legendären «Ruta 40» im Westen von Argentinien in Richtung Norden und befinden uns immer noch in der Provinz «Santa Cruz» (SC) mit einer Bevölkerungsdichte von unter 1 Einw. / km2, man stelle sich das einmal vor! Entsprechend sind auch die Weiten, welche sich einem immer wieder präsentieren. Anders als im Osten, wo wir stundenlang nur durch die Pampa fuhren, ist die Gegend hier sehr viel abwechslungsreicher. Es gibt viele Canons, Hügel und auch Schneeberge am Horizont. Und die Verkehrsdichte ist hier noch einmal um Weiten geringer als im Osten. Oft kommt einem pro Stunde nur ein (!) Auto entgegen.

Verkehr/Strassen:  Die Argentinier sind stehts sehr zügig unterwegs und sie lieben es, wenn immer möglich zu überholen. Gelegenheiten dazu gibt es auch massenweise (kaum Verkehr und viele, schier unendliche Geraden). Sie sind nach unserem Gefühl aber auch respektvoll Langsameren gegenüber. Gehupt wird eigentlich nur, um jemanden zu grüssen. Seit unserem Ölwannen-Vorfall sind wir eher mit dezenter Geschwindigkeit unterwegs (65 … max. 80, wenn die Verhältnisse dies überhaupt zulassen).

Die Strassenqualität der Hauptstrassen hier im Westen ist sehr unterschiedlich, teils sehr gut, teils aber auch mit brutalen Schlaglöchern durchsetzt (oft sind diese ausgeschildert, aber nicht immer) und teils hat es auch nicht asphaltierte Abschnitte mit «Schüttelstrassen» (wo wir froh sind, wenn wir mit unserem Camper überhaupt 20 fahren können). Diese Abschnitte können dann schon mal 80km oder länger sein!

In jeder Ortschaft gibt es unzählige Einbahnstrassen, mit denen wir unsere liebe Mühe haben. Die zulässige Fahrtrichtung ist mit Pfeilen an den Tafeln mit den Strassennamen angebracht, so weit so gut. Leider existieren diese Tafeln nicht überall. Was ist dann zu tun? Einfach mal vorsichtig losfahren. Ein Indikator, dass du vermutlich in die falsche Richtung unterwegs bist ist, wenn plötzlich alle Autos entgegen deiner Fahrrichtung parkiert sind oder wenn alle Verkehrsschilder nur für die Gegenrichtung bestimmt sind. Wir mussten schon zig Mal wenden, weil wir in falscher Richtung durch eine Einbahnstrasse fuhren. Probleme mit der Polizei hatten wir bisher noch nie.

Wir können uns echt nicht vorstellen, wie Ortsunkundige bei diesem System wirklich zurechtkommen. Aber irgendwie geht hier alles😊

Leute: Wir sind hier fast nur sehr netten und hilfsbereiten Personen begegnet. Sobald sie merken, dass du Ausländer bist (und das geht bei unserem Spanisch nicht wirklich lange), werden sie sehr freundlich und auch neugierig, wollen alles Mögliche wissen und natürlich auch, ob es uns in Argentinien gefällt (was wir, ohne zu heucheln, nur bejahen können!).

Einige von unseren Bekanntschaften:

Gisela, Wirtin, die zusammen mit ihrem Mann den ACA-Camping in San Sebastian bewirtet: aus Freude, uns nach einem Nachtessen am nächsten Morgen beim Morgenessen wieder zu sehen, lud sie uns gleich dazu ein. Sie erzählte uns stolz, dass sie Mapuche sei (Teil der Chilenischen Urbevölkerung).

Roberto, Kellner: ein wirklich ulkiger Kellner der Extraklasse aus San Juan, den wir in el Calafate kennengelernt haben. Er wollte bei allem immer wissen, wie das auf schweizerdeutsch heissen würde und übte es dann fleissig (z.B. „la Cuenta por favor“ -> „d Rächnig bitte“). Es war ein Riesengaudi mit ihm!

Mariesol, Kellnerin: sehr sympathische Kellnerin auf der Estancia Haberton

Pablo, Gaucho (grosser Fan von seinem Namensvetter: «Pablo Neruda»): lernten wir in einem Restaurant kennen. Lebt seit 30 Jahren alleine mit vielen Tieren auf einer Estancia. Schreibt daneben Gedichte und Songs

Enrique, Arzt: sprach uns beim Tanken an. Er feierte gerade seinen ersten Tag als Pensionär und umarmte uns beide herzlich.

Paco, von einer «Gomería»: flickte einen Pneu nach unserem 1. Plattfuss (und hoffentlich letzten)

 

Die Argentinier wirken unheimlich gelassen auf uns. Ob sie nun im Supermarkt in einer Riesenschlage anstehen müssen, ob an der Tankstelle der Diesel ausgegangen ist, ob der einzige Bankomat im Ort defekt (oder leer) ist, nichts scheint sie aus der Ruhe zu bringen.

Interessanterweise haben sie von Argentinien selbst eine sehr hohe Meinung und sind mächtig stolz darauf (Natur, Sehenswürdigkeiten, etc.), von ihren Landsleuten aber gar nicht! Es gäbe zu viele Taugenichtse und «chorros»  (Taschendiebe).  Wir selbst haben davon glücklicherweise noch nichts bemerkt.

Wirtschaftskrise: Von der Krise bemerken wir  nicht viel. Ausser, dass die Bankomaten oft nicht funktionieren, sich lange Schlangen davor bilden und der Maximal Betrag, welcher abgehoben werden kann, oft sehr tief ist. Ob das zuvor besser war, wissen wir allerdings nicht.

Negatives: Es fällt uns auf, wie vieles hier zerfällt. Es wird wenig repariert oder renoviert. Es gibt z.B. viele Stadtparks oder Spielplätze, die sicher einmal toll waren, sich aber unterdessen in einem desolaten Zustand befinden. Ob es eine Frage des Geldes oder der Mentalität ist (solange es noch irgendwie funktioniert, müssen wir nichts machen), können wir nicht beurteilen.

Unser Spanisch: Na ja, es gibt da schon noch viel Luft nach oben. Zwischendurch geht’s mit der Kommunikation recht gut (wenn sich die Leute Mühe geben) und zwischendurch hapert’s beträchtlich! Wir arbeiten daran!